persönlicher Kommentar
Kommentar der Woche - Mit wackligen Beinen in die Zukunft
21 Prozent im Alter von 8 bis 17 Jahren haben Hinweise auf psychische Auffälligkeiten. Da ist es nichtmehr mit einem „lächle doch mehr“ gemacht. Die Probleme, welche sich schon in der Kindheit bilden, wachsen in den seltensten Fällen mit dem Alter raus. Sollten wir uns nicht besser um die psychische Gesundheit unserer Jugend kümmern, werden wir in den kommenden Jahren weitere Probleme bewältigen müssen, welche vermeidbar sind.
Die Robert Bosch Stiftung hat die Ergebnisse der diesjährigen Schüler:innenbefragung veröffentlicht. Die Befragung selbst wurde zwischen dem 26.04. und 20.05.2024 mit1.530 Kindern und Jugendlichen im Alter von 8 bis 17 Jahren sowie einem Elternteil online durchgeführt.
Die komplette 124-seitige Publikation kann hier abgerufen werden: https://www.bosch-stiftung.de/de/publikation/deutsches-schulbarometer-schuelerinnen#0
Zu den Ergebnissen:
21 Prozent im Alter von 8 bis 17 Jahren haben Hinweise auf psychische Auffälligkeiten. Da ist es nichtmehr mit einem „lächle doch mehr“ gemacht. Die Probleme, welche sich schon in der Kindheit bilden, wachsen in den seltensten Fällen mit dem Alter raus. Sollten wir uns nicht besser um die psychische Gesundheit unserer Jugend kümmern, werden wir in den kommenden Jahren weitere Probleme bewältigen müssen, welche vermeidbar sind.
Sorgen machen sich die jungen Leute um Kriege auf der Welt (41%), schlechte Leistungserbringung in der Schule (ca. 59%), übers Klima und Umwelt (25%) sowie generell um ihre Zukunft (20%). Weiterhin werden sich auch Gedanken um die ungerechte Behandlung der Menschen wegen ihrer Herkunft/Hautfarbe gemacht (14%). Finanzielle Sorge in der Familie belasten ca. 32 %, bei armutsgefährdeten Kindern sogar 59%. Einsamkeit nennen knapp 30% der Befragten.
Dementsprechend gefällt 42% das Treffen mit Mitschüler:innen sowie Umgang mit Lehrer:innen an der Schule. Nur neun Prozent gefallen die Unterrichtsfächer nicht. Gefragt nach der Unterrichtsqualität, stören sich ein Großteil der Schüler:innen an den Störungen im Unterricht (83%), mangelnde Nachfrage, ob man etwas verstanden hat (41%) und über ein Drittel vermisst ein individuelles Feedback der Lehrer:innen. Knapp 40 Prozent geben an, dass pro Woche 1 oder 2 Stunden der Unterricht ausfällt. Zu je ca. 20 Prozent wird angegeben, dass mehr als 3 Stunden ausfallen oder kein Unterricht ausfällt.
Zwar wissen die Meisten (70%), wo sie Hilfe bei emotionalen Problemen in der Schule erhalten können, jedoch zweifeln 27%, mit physischen Auffälligkeiten sogar 45 %, dass ihnen jemand helfen kann. Zudem können 38% nicht gut einschätzen, ob ihre Probleme dafür schlimm genug sind. Knapp der Hälfte wäre es unangenehm, wenn Mitschüler:innen von den Hilfeersuchen mitbekämen.
Und was nun?
Manche Weckrufe sind laut, kommen plötzlich und es wird sofort gehandelt. Der Weckruf der Jugend zählt wohl leider nicht dazu. Er kommt mit 124 Seiten zum Download. Vorstellung und Berichterstattung inklusive. Aber wird hiernach die grelle Warnleuchte ernst genommen? Wichtig wäre es!
Was man aus der Befragung herauslesen kann, ist, dass sich unsere neue Generation, unsere Zukunft jetzt schon mit Problemen konfrontiert sieht, welche (nicht mal) die ältere Generation gelöst bekommt. Wie soll da die Jugend mit guter Zuversicht ins Erwachsenenleben starten?
Die Schüler:innen vermissen den Kontakt, den vertrauten und individuellen Kontakt zu ihren Mitmenschen. Sie wollen ernst genommen werden, für sich stehend, mit ihren Problemen und ihren Ansichten wahrgenommen werden. (Junge Leute sorgen sich um die Zukunft, um die anhaltenden Kriege in der Welt und um ihre schulische Leistungen.) Es wäre jetzt so wichtig, dass wir ein Vorbild für sie sind. Dass wir uns der Jugend öffnen und zeigen, dass die Sorgen zwar berechtigt sind, aber uns nicht ausmachen müssen. Zuversicht auszustrahlen und Hoffnung zu spenden, das würde vielen von ihnen – und auch vielen von uns – helfen.
Vor allem müssen wir sie als das sehen, was auch wir sind. Menschen. Man hört überall, dass sich die Jugend einbringen soll– macht sie dies jedoch, beschwert man sich über ihre Vorschläge. So oft wird gesagt, wir dürfen die Jugend nicht vergessen, sie sei unsere Zukunft – die dann doch zu oft und zu gern ignoriert wird.
Es heißt, man ist nur so stark wie das schwächste Glied. Mal davon abgesehen, dass es eine strittige Frage bleibt, ob „schwach“ eine triftige Bezeichnung für die heranwachsende Generation ist - wir können als Gesellschaft, als Nation nicht stark sein und bleiben, wenn wir unseren Schutzbedürftigen nicht zuhören.
Es ist Zeit, sich damit auseinanderzusetzen und mit den Kindern und Jugendlichen eine gemeinsame Lösung zu finden.
Wir als Jugendorganisation der ÖDP möchten ein offenes Ohr für die Sorgen junger Menschen anbieten, sind doch selbst noch welche.Tretet uns bei, um gemeinsam und wirksam an Zukunftslösungen zu feilen!
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